Hunter-Medic-Pack_2-1

IFAK für die Jagd und Outdoor-Enthusiasten

Ein IFAK für Jäger*Innen und Outdoor-Enthusiasten? Wir schauen uns das WERO.Med-X Hunter Medic Pack mit seinem Inhalt mal genauer an!

Ein Erste-Hilfe Set sollte individuell auf das jeweilige Ereignis (Risiko) das eintreten kann zusammengestellt sein. Klar das also ein Set eines Tageswanderers anders aussehen sollte, als das eines Jägers oder Outdoor-Enthusiasten. Wir haben das IFAK für Jagd und Outdoor von Wero mal genauer betrachtet.

Einleitung

Im ersten Teil der Serie Outdoor-Erste Hilfe für Jäger und Outdoor-Enthusiasten haben wir uns einleitend die Themen behandelt, was die grundlegenden Unterschiede zwischen der klassischen Ersten-Hilfe zur Outdoor-Ersten-Hilfe ist. Danach kamen Themen wie Standortbestimmung in der Natur z.B. mit der Hilfe von Rettungspunkten und verschiedener Apps sowie die Aktivierung der Rettungskette und das richtige Verhalten in einem Notfall. Im zweiten Teil möchte ich euch grundlegende verschiedene medizinische Produkte vorstellen die m.E. nach für die Jagd und dem Outdoor-Bereich gut geeignet sind.

Des Weiteren schauen wir uns gemeinsam das WERO.Med-X Hunter Medic Pack an, welches uns von WERO GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt wurde. Bevor wir aber loslegen, möchte ich euch noch eine Notfallregeln vorstellen, die euch und euren betroffenen Personen helfen sollen, im Notfall Ruhe zu bewahren und euch Struktur und Sicherheit zu geben. So vergesst ihr nichts wichtiges und sorgt so für eine optimal (präklinische) Versorgung bis professionelle Rettung vor Ort ist.

Hier die YouTube Zusammenfassung des Blog-Beitrags

Das Wero.Med-X Hunter Medic Pack IFAK

Persönliche Worte

Bevor es jetzt richtig los geht, möchte ich ein paar persönliche Worte an euch richten. Zur Zeit sieht man vermehrt auf “Social-Media Kanälen” Videos oder “Reels” wo z.B. unter dramatischer Musik mitten im Wald an einem “Dummy” eine Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) durchgeführt wird. Andere Videos zeigen, wie eine Dekompressionsnadel gegen ein vermutetes Spannungspneumotorax gesetzt wird. Wieder andere Videos zeigen das Anlegen eines “Chest-Seal” oder das Setzen eines “Güdel” oder “Wendel” Tubus. Klar, solche Videos laden eher dazu ein, zu verweilen und sich diese anzusehen, als der Bau einer improvisierten Trage oder die Immobilisierung einer Extremität (Bein oder Arm).

Bitte nicht falsch verstehen, diese Techniken haben im entsprechenden Umfeld und Ausbildung ihre absolute Daseinsberechtigung und können Leben retten. Es ist aber eher wahrscheinlich, dass ihr euch bei euren Aktivitäten eher jemand eine Fraktur (Bruch) zuzieht oder eine Schnittwunde erleidet, als das eine Trachetomie durchgeführt werden muss. Zudem werden die meisten Personen wohl eher wach und voll mit Schmerzen sein, als bewusstlos daliegen, so dass ihr gar kein “Güdel” Tubus legen müsst/könnt.

Wir wollen uns von dem “taktischen Abenteuerspielplatz” klar differenzieren und euch die Sachen zeigen, die mit einer höherer Wahrscheinlichkeit auftreten, auch wenn sie vielleicht nicht so “Tactical cool” sind.

Persönliches Fazit: Medizinisches Material dabei zu haben ist gut, ersetzt jedoch nicht das Training bzw. die Ausbildung damit. Eine Fraktur richtig zu immobilisieren kann u.u. helfen, weitere Gewebe- sowie Nervenverletzungen zu vermeiden oder im schlimmsten Fall, dass die evtl. scharfkantige Bruchstelle ein Gefäß rupturiert. Denn spätestens dann wird es hektisch. Viele auf den ersten Blick langweilige Techniken sind Outdoor absolut wichtig, denn sie kommen eher vor, als der Spannungspneumotorax. Selbst wenn sich jemand nur den Knöchel verstaucht hat, kann es “herausfordernd” werden, ohne dem Wissen, eine improvisierte Transportmöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Und wer mal jemand auf einer solchen Trage mehre Kilometer durchs Gelände tragen musste, wird eher sensibilisiert sein auf sich aufzupassen und sich nichts zu “verstauchen”, als jemand der noch nicht in diesen “Genuss” gekommen ist.

Notfallregeln

Allgemeines

Kurz noch einmal zur Psychologie:

Wer vor allem plötzlich in eine Not- bzw. Stresssituation kommt, besonders wenn ein Freund/Kollege/Familienangehörige involviert ist, kann panisch werden, in Starre (Freeze) und/oder Hilflosigkeit verfallen.

Deswegen gibt es Protokolle, die natürlich bekannt und geübt sein müssen, um in einer solchen Situation maximal Einsatzfähig zu sein. Hier haben sich Protokolle durchgesetzt, von dem eins nachfolgend vorgestellt wird.

Anmerkung:

  • Es ist die Basis einer Prioritätenliste, dessen Reihenfolge am Wahrscheinlichsten zur Stabilisierung und Erholung des Patienten führen soll.
  • Die Behandlung erfolgt, wenn eine HWS-Verletzung ausgeschlossen werden kann, in Rückenlage.

M.A.R.C.H

Das M.A.R.C.H Protokoll – verläuft ähnlich wie das (X)ABCDE Protokoll, welche einige von euch vielleicht schon einmal gehört haben. Es sind Prioritätenlisten, die abgearbeitet werden. Eine Art Bestandsaufnahme bei denen die Punkte zuerst „behandelt“ werden, die einen auch zuerst töten können. „Treat first what kills first ist hier der Leitgedanke“. Eine Person kann innerhalb von 2-5 Minuten verbluten. Nach 3 Minuten ohne Sauerstoffversorgung fangen Hirnareale irreversible an abzusterben. Also werden diese Punkte auch zuerst abgearbeitet. Vergesst dennoch bitte niemals eure Eigensicherheit! Ihr helft niemanden, wenn ihr euch selbst in Lebensgefahr bringt! Eventuell seid ihr sogar die einzigen, die Wissen und Fähigkeiten besitzen, helfen zu können!

  • Massive bzw. lebensgefährliche Blutungen sind zu suchen und sofort zu behandeln. Besonders schwere Blutungen treten im Bereich Hals, Achselhöhle und Leisten auf. Wenn eine massive Blutung mit einer Emergency-Bandage oder einem bzw. zwei Tourniquets (schlanke Menschen brauchen oftmals zwei Blutsperren) nicht zu kontrollieren ist, verwende Hämostatikum!
  • Rede mit dem Patienten. Kann er Reden weißt du, dass seine Atemwege frei sind, er folglich Atmet. Redet er keinen Unsinn bedeutet das, dass sein Gehirn ausreichend Sauerstoff/Blut bekommt (kein Volumenmangelschock)
  • Es ist zu kontrollieren, ob die Atemwege frei sind und sich keine Fremdkörper in diesem befindet (Esmach-Griff). Zudem prüfen wir über Sehen, Fühlen, Tasten die Atmung (für max. 5-10 sec)
  • Sind die Atemwege frei, wird der Kopf nach hinten überstreckt
  • Ist er bei Bewusstsein und hat Atemprobleme versuche ihn das Atmen zu erleichtern, in dem er die Position einnimmt, die ihm das Atmen erleichtert
  • Lege den Oberkörper (Rücken + Brust) frei und schaue nach Wunden
  • Lege an alle Wunden im Bereich Brust, Achselhöhlen und Hals ein Verschlussverband an im Bereich Brust, Achselhöhle und Hals. Beim Anlegen ist auf Saug und Blasgeräusche zu achten!
  • Prüfe ob das Schlüsselbein, Brustbein oder Rippe gebrochen sind. Könnte ein Anzeichen sein, dass damit ein Lungenflüge verletzt wurde

– Recap Test

– Kontrolle der Hautfarbe

– Kontrolle von Puls

– Anzeichen von Schock

– Immobilisieren von Brüchen

  • Core-temperature-control
  • Die Körpertemperatur einer verletzten Person aufrecht zu erhalten ist äußerst wichtig.
  • Reduziere den Kontakt zum Boden (Verlust an Körperwärme)
  • Falls möglich ziehe der verletzten Person nasse Kleidung aus (Achtung: Personen in der Unterkühlung Stufe II dürfen nicht mehr bewegt werden
  • Lege Decken, Jacken, Rettungsdecke über die verletzte Person, um weitere Wärmeverluste zu vermeiden.

Grundlegende medizinische Produkte

Warum Produkte aus dem taktisch-/militärischen Bereich?

Viele Produkte haben ihren Ursprung im militärischen Bereich. Polizeiliche und/oder militärische Einsätze sind oft mit einem hohen Verletzungsrisiko verbunden. Dazu kommt, dass diese Berufsgruppen in der Lage sein müssen, sich im Notfall zuerst alleine und selbst behandeln zu können. Daher sind viele Produkte auch so ausgelegt, dass eine effektive Selbsthilfe, auch unter einer hohen Stresssituationen möglich ist. Ein kleines Gedankenspiel dazu: Versucht mal an eurem Arm, ohne das ihr den verletzten Arm benutzen könnt, einen klassischen Druckverband ALLEINE anzulegen. Da kommt man sehr schnell an seine Grenze! Bei einer Notfallbandage ist dies möglich, auch mit einem Tourniquet. Da wir Jäger und viele Outdoor-Enthusiasten nicht selten alleine unterwegs sind, haben solche Medizinprodukte einen absoluten und gegebenenfalls auch lebensrettenden Mehrwert.

Fachhandel vs. China-Produkte

Ein für mich sehr wichtiger Punkt, der nicht oft genug wiederholt werden kann ist: Geiz ist nicht immer geil! Oft sehe ich Menschen mit teurer Outdoor-Kleidung, Messer, Rücksäcken oder Jäger mit High-End-Jagd-Equipment. Bei der Ersten-Hilfe wird aber oft gespart, wenn überhaupt etwas vorhanden ist. Wer bei medizinischen Produkten sparen möchte, dem kostet das vielleicht am Ende das Leben! Bitte bezieht ALLE Produkte bei namhaften Hersteller. Persönlich beziehe ich für mich und meinen Kursen in Hauptsache meine Produkte bei dem Unternehmen WERO GmbH & Co. KG mit Sitz in Taunusstein. Zudem liefert WERO sehr zügig und hält eine große Auswahl an medizinische Produkten vor.

Besonders in der Sparte WERO-Med-X, finden sich Produkte aus dem taktischen Bereich für Profis und Laien. Solche Hersteller können es sich nicht erlauben, Fake-Produkte zu vertreiben. Ein C.A.T. Gen.7 Tourniquet für 5-10 € wird nicht nach den entsprechenden Normen, Standards und Prüfungen hergestellt sein. Im schlimmsten Fall versagt eine Schwachstelle bei der Anwendung und ihr verblutet. Hier also noch mal mein Aufruf.

Spart nicht an lebensrettenden Materialien und Ausbildung, denn jedes Leben ist unermesslich wertvoll. Euer eigenes und das anderer!

Tourniquet

C.A.T Gen.7 Tourniquet

Ein Tourniquet ist vereinfacht ausgedrückt, ein Abbinde-System, welches durch Aufbau eines Drucks den Blutfluss in den Venen und Arterien im optimalen Fall vollständig unterbricht. Der Druck kann durch einen Knebel, einem Ratsche-System oder durch ein elastisches Band aufgebaut werden. Die schnelle Behandlung von massiven Blutungen ist lebensrettend. Auf dem Markt gibt es viele verschiedene Hersteller und Systeme. Bei meinen Trainings habe ich alle im Einsatz und daher möchte ich den nachfolgenden Rat geben: Kauft euch ein System, dass ihr auch alleine an euch selber sicher anwenden könnt.

Die Tourniquet z.B. mit einem Ratsche-System lassen sich super mit zwei Händen an euren eigenen Beinen oder an anderen anlegen. Für die Selbstanlage sind sie m.E. nach nicht geeignet. Die bisher beste Erfahrung in der Selbstanwendung habe ich, ohne ein Werbevertrag mit diesem Hersteller zu haben, das Combat Application Tourniquet kurz C.A.T. Gen. 7. Richtig zusammengelegt kombiniert mit Wissen über die richtige Handhabung kann es massive Blutungen unterbrechen. Weiter ist zu empfehlen grundlegend Tourniquets in Betracht zu ziehen, welches vom Committee on Tactical Combat Casualty Care empfohlen ist. Noch eine persönliche Empfehlung. Kauf euch gleich zwei. Eins zum regelmäßigen üben und ein zweites für euer Erste-Hilfe Set.

Warum? Tourniquets sind Einmalprodukte! Es sollte auch bedacht werden ggf. zwei Tourniquet mit sich zu führen. Two is one and one is none! Es kann vorkommen, dass ein Tourniquet nicht ausreicht, um eine massiven Blutung z.B. am Oberschenkel zu stoppen und ein zweites angelegt werden muss. Ich trage noch aus einem anderen Grund ein zweites mit mir. Und zwar eins, dass ich auch an Hunden z.B. den Jagdhunden oder auch Kindern anlegen kann. Bei mir viel die Wahl auf das SWAT-T.

Notfallbandage

Notfallbandage / Emergency Bandage

In der Regel sind Notfallbandagen wie z.B. die Israeli Bandage doppelt verschweißt und gibt es u.a. in 4 und 6 Zoll Breite zu beziehen. Die Israeli Bandage hat einen Bügel mit denen Druck auf die Wunde aufgebaut wird (Druckverband). Wenn wir den Verband aus der Verpackung nehmen, kommt uns die Bandage mit einer Wundauflage und dem Bügel zum Vorschein. Zudem ist das Band mit einer sehr dünnen Naht so gesichert, dass die Bandage nicht direkt in den Boden und somit in den Dreck fällt.

Anwendung: Wundauflage auf die Wunde legen. Druckverband einmal um die Extremität und dann den Verband durch den Bügel durch und die Richtung wechseln. Dadurch legt sich der Bügel um und generiert einen Druck auf die Wunde.

Am Ende haben wir noch eine Klammer. Diese kann später in den Verband eingehackt werden, so dass der Verband sich nicht von selbst löst. Der Vorteil einer Notfallbandage liegt aus meiner Sicht in der Möglichkeit an sich selbst ein Druckverband anzulegen. Manche Notfallbandagen besitzen zudem weiteres Verbandmaterial z.B. für ein Woundpacking oder zwei Wundauflagen, um z.B. bei einer Schussverletzung die Ein- und Austrittswunde steril abzudecken.

Komprimierte Gaze

H&H Compressed Gauze

Bei stark blutenden Wunden an denen kein Tourniquet angelegt werden kann z.B. im Bereich der Leiste oder Achseln wird das “Wound-Packing” angewendet. Also das “ausstopfen” der Wundhöhle. Die komprimierte und vakuumierte Gauze wird in kleinen Verpackungen geliefert und nehmen daher wenig Platz in euren Erste-Hilfe Set weg. Zudem ist sie gut gegen Wettereinflüsse geschützt. Gaze sind Baumwollverbände, die über eine gute Absorptionseigenschaft verfügt d.h. gut Flüssigkeiten wie Blut aufnimmt. Diese sollte m.E. nach in keinem guten Erste-Hilfe Set fehlen.

Hämostyptika

Ist ist ein Stoff, welcher entweder auf das Verbandmaterial aufgebracht wird oder der Verband komplett aus diesem Stoff besteht. Hämostyptika wird zur Förderung der Blutgerinnung bei stark blutenden Wunden genutzt, an denen kein Tourniquet angelegt werden kann.

Quik Clot Combat Gauze

Nachfolgende Stoffe werden unterschieden:

  • Cellolid: Hämostyptika der ersten Generation z.B. Quik Clot. Es entzieht den Blut Wasser und somit entstehen eine lokal höhere Konzentration und Gerinnungsfaktor. Beim entziehen von Wasser entsteht aber große Wärme (von an der Spitze 90 Grad). Das führt zur wiederum zu einer thermischen Gewebeschädigung. Wir nicht mehr eingesetzt!
  • Cauolin: Zur Vermeidung von thermischen Gewebeschädigungen verwendet man heute Cauolin z.B. in der Quik Clot Combat Gauze. Es aktiviert das körpereigene Gerinnungssystem!

Individuelles Erste-Hilfe Set (IFAK)

Allgemein

IFAK steht für (I)ndividul (F)irst (A)id (K)it. Also ein individuelles Erste Hilfe Set. Grundlegend kann man sich entscheiden, ob das Erste-Hilfe Set im Fachhandel erworben wird, das gilt auch für bereits zusammengestellte IFAK’s. Auf der anderen Seite kann man sich selbst, je nach Vorhaben, Aktivität, spezifischen Bedürfnissen sowie Wissen und Erfahrung sich die medizinischen Produkte selber erwerben und in einer Tasche seiner Wahl verstauen und mit sich führen. Ich finde es immer interessant, wie viel Aufwand, auch auf finanzieller Seite, für die Outdoor-Aktivität oder Reise aufgewendet wird, aber wie wenig man sich mit dem Thema Erste-Hilfe und der entsprechenden Ausrüstung beschäftigt. Klar, wer möchte sich schon über so unangenehme Sachen Gedanken machen. Aber: Wir wissen nie wann und wem etwas passiert. Es ist nicht die Frage ob etwas passiert sondern wann!

Vorteile eines IFAKs

  • Ich mache mir im Vorfeld meiner Outdoor-Intention Gedanken, welche Verletzungsmuster auftreten können.
  • Ich beschäftige mich im Vorfeld mit möglichen Risiken, was i.d.R. zu einer Sensibilisierung und einer Risikovermeidung führt.
  • Ich beschäftige mich mit den Inhalten meines Erste-Hilfe-Sets und kenne den Nutzen und die Funktionsweise meiner Ausrüstung.

Erste-Hilfe Set (Standard)

Es gibt viele verschieden Erste-Hilfe Sets am Markt oder im Fachhandel. Sie unterscheiden sich in der Größe und damit i.d.R. im Inhalt. Besser als kein Erste-Hilfe Set mit sich zu führen und nur den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Auto (den trage ich üblicherweise nicht mit mir) zu haben sind solche “Standard Sets”. Manche unterscheiden sich auch nach Sportart z.B. Fahrrad, Kanu oder Bergsteigen. Persönlich reichen mir diese Sets für meine Outdoor-Aktivitäten und die Jagd nicht aus! Es fehlt elementares Equipment zur Selbsthilfe und z.B. der Behandlung von massiven Blutungen.

Wasserdichtes Erste-Hilfe-Set für Wanderungen
Kleines Taschen-Set für den kurzen Spaziergang

WICHTIGE ANMERKUNG: Ein Erste-Hilfe Set sollte immer schnell griffbereit sein. Wer also sein Erste-Hilfe Set als erstes in den Rucksack packt und danach alles Weitere obendrauf, der wird im Notfall sein Set nur sehr schlecht oder durch Panik gar nicht erreichen. Wenn es unbedingt IN den Rucksack muss, dann packt es als aller letztes ein. Einige Rücksäcke haben im Deckel in extra Fach in den ihr euer Set sicher verstauen könnt. Hat eure Tragetasche ein Molle-System, so könnt ihr eurer Set auch außen am Rucksack oder Gürtel befestigen.

WERO MED-X Hunter Pack – IFAK

Jetzt aber zu dem IFAK. Uns wurde von WERO das WERO.MED-X Hunter Medic Pack zur Verfügung gestellt, welches wir uns natürlich gerne mal genauer angeschaut habe, da ich nicht nur passionierter Instructor für die Bereiche Outdoor- und Reisemedizin bin, sondern als leidenschaftlicher Jäger auch viel draußen unterwegs bin. Als Jäger*Innen gehen wir nicht nur mit unserer Büchse und Flinte um, sondern beim Aufbrechen auch mit scharfen Messern oder bei Revier-Arbeiten mit Kettensäge, Freischneider, Heppe und weiteren Werkzeugen um, die schwere Schnitt- und Hackverletzungen verursachen können. Nicht zu vergessen sind auch die Nachsuchen z.B. auf wehrhaftes Schwarzwild, bei denen es zu schweren Verletzungen an den Beinen kommen kann, wie immer mal wieder in den Nachrichten zu lesen ist.

Das WERO.MED-X Hunter Medic Pack wurde von WERO zusammen mit dem Notfallmediziner Dr. Philipp von der Saal (selbst aktiver Jäger) zusammengestellt.

Der Fokus liegt auf der Ersten-Hilfe bei starken Blutungen. Das tolle: Es sind nicht nur medizinische Produkte im Set, um massive Blutungen zu behandeln, sondern auch sinnvolle Ergänzungen für kleinere und banale Verletzungen, die aber nicht selten im Revier oder Outdoor auftreten können, wie z.B. extra starke Pflaster, um mal schnell kleine Schürf- oder Schnittwunden behandeln zu können oder auch eine Pinzette. Wie oft habe ich mir eine solche gewünscht, um die nervigen Stacheln von Schlehen, Brom- oder Himbeeren aus der Haut ziehen zu können.

Wund- und Hautreinigungstücher zur schonenden Wund- und Hautreinigung sowie eine Zeckenkarte decken runden das durchdachte Set ab.

Varianten

Das WERO.MED-X Hunter Medic Pack ist in zwei Varianten erhältlich:

Variante 1: WERO.MED-X Hunter Medic Pack Basic: Mit Lifeguard Komprimierter Gaze 101,15 € zzgl. Versand

Variante 2: WERO.MED-X Hunter Medic Pack Advanced: Mit QuikClot Combat Gauze 154,70 € zzgl. Versand

Persönlich empfehle ich schon vorab für Jäger*Innen die variante Zwei. Jagdmunition ist dafür entwickelt und konstruiert maximalen Schaden für eine schnelle Tötungswirkung bei Wildtieren zu verursachen. QuikClot Combat Gauze eignet sich für die Versorgung venöser und arterieller Blutungen und wird auch vom Commmittee on Tactical Combat Casualty Care, kurz COTCCC empfohlen, wenn es um den Einsatz von hämostypischen Verbandstoffen bzw. um komprimierbare Blutungen geht, die nicht mittels Tourniquets kontrolliert werden können. Schauen wir uns aber das Medick Pack mal genauer an.

Die Tasche

Wichtig bei Taschen sind mir folgende Eigenschaften:

  • Das ich verschiedene Möglichkeiten habe, die Tasche zu tragen bzw. zu befestigen z.B. am Gürtel oder an einem Rucksack mit Molle-System.
  • Das mir die Tasche ein schnellen Zugriff auf meine Erste-Hilfe Materialien ermöglicht und ich diese auch mit Handschuhen öffnen kann.
  • Das der Inhalt, nach dem öffnen, nicht aus der Tasche auf den Boden fällt.

Geliefert wird das WERO.MED-X Hunter Medic Pack in der Tasmanian Tiger Tac Pouch Medic mit strapazierfähigen CORDURA 700 in Olive.

Der Reißverschluss ist ein Zweiwege-Reißverschluss von YKK und lässt sich dank geknoteter Zipper am Reißverschluss auch unter Stress oder mit Handschuhen sicher und umlaufend komplett öffnen.

Der Inhalt wird optimal durch unterschiedliche Befestigungsmöglichkeiten gesichert wie z.B. einem Netz-Einsteckfach, Gummibänder sowie einem innenliegenden D-Ring.

Auf der Rückseite des WERO.MED-X Hunter Medic Pack befindet sich ein MOLLE-System, so dass das Kit auch schnell am Gürtel oder Rucksack befestigt werden kann. Also genau dort, wo es schnell Zugriffsbereit ist, denn so ein Kit hat nichts in den Tiefen eines Rucksacks zu suchen!

Das Tourniquet

Tourniquet C.A.T. Gen. 7

WERO hat sich für das Combat Application Tourniquet (C.A.T.) Gen. 7 entschieden. Ich begrüße die Entscheidung, da zum einen das Tourniquet ein CoTECC Empfehlung besitzt und zum anderen, eins der wenigen ist, welches Stressresistent sicher selbst an einem Arm anlegen lässt. Das ist nicht bei jedem Tourniquet der Fall!

Zudem finde ich gut, dass die Farbe “orange” genutzt wird. Sollte bei der Übergabe an den Rettungsdienst vergessen werden zu erwähnen, dass der Person ein Tourniquet angelegt wurde, so ist die Wahrscheinlichkeit bei der Farbe orange höher, dass es schnell entdeckt wird, als bei der Farbe “schwarz”.

Notfallbandage (Emergency-Bandage)

Das Set erhielt eine Emergency Bandage™ T3 (Tactical Trauma Treatment Bandage). Gegenüber der “Standard” Emergeny Bandage hat die T3 den Vorteil, dass sie zwei Wundauflagen besitzt. Das ist besonders für Schusswunden mit einer Ein- und Austrittswunde sinnvoll. Zudem enthält sie eine zusätzliche Mullbinde, welche auch für das Wundpacking genutzt werden kann. Eine für mich sinnvolle und praxistaugliche Entscheidung

Notfallbandage / Emergency-Bandage

Gauze

Die Version Basic wird mit einer H&H Compressed Gauze geliefert, die ein kleines Packmaß (7,62 cm x 5,08 cm x 2,54 cm) besitzt, steril ist und sich dank “Sollbruchstellen” in der Verpackung gut und sicher aufreißen lässt. Zur Not geht das auch mit den Zähnen, wenn es wegen Schweiß oder Blut mit den Händen nicht mehr geht. Gauze kommt bei der Versorgung stark blutender Wunden zum Einsatz, wo die Anlage eines Tourniquets nicht möglich ist. Es ist 6-fach gewebt und sehr saugstark. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der holt sich noch eine zweite Gauze, für die sich im Netz-Fach noch genügend Platz findet.

In der Version Advanced ist das WERO.MED-X Hunter Medic Pack mit einer QuikClot Combat Gauze ausgestattet.

Das Produkt ist Z-gefaltet und ist ein sogenanntes Hämostyptikum. Die zerstörerische Wirkung jagdlicher Munition ist von vielen Faktoren abhängig (u.a. Deformations- oder Teilzerlegungsgeschoss sowie Kaliber). Eins haben sie jedoch gemeinsam. Das Wild so schnell und schmerzlos wie möglich zu erlegen. Einem Jäger*Inn muss man nicht erzählen, wie die Schusswunden aussehen. Die QuikClot Combat Gauze eignet sich gut zum Füllen von großen Wunden, welche beispielsweise bei jagdlicher Munition der Fall ist. Die Mehrkosten für das Advanced Kit sind m.E. nach also gut investiert.

Einmalhandschuhe (Eigenschutz)

Im Set direkt Griffbereit befinden sich Einmalhandschuhe der Marke WERO DuraLine® Nitril, puderfrei in der Größe L. Ein solches Produkt macht auch in einem I.F.A.K. absolut Sinn. Es muss nicht immer direkt die massive und lebensbedrohliche Blutung sein, die behandelt werden muss. Vermehrt sind es Notfallbilder, bei denen ich etwas mehr “Zeit” habe und da ist Eigen- und Fremdschutz wichtig. Ich möchte mich selber schützen, aber auch meine betroffene Person, da wir mit Blut oder Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen können. In der Packung befinden sich 4 Stück Nitril Handschuhe, so das sich auch ein möglicher Helfer schützen kann. Top, dass die Handschuhe in Blau sind und nicht “Tactical cool” in Schwarz. So ist eventuelles Blut viel schneller sichtbar, als das bei schwarzen Handschuhen der Fall ist!

Signalpfeife

Weiter befindet sich im Set eine Langer® Signalpfeife nach EN 394 in der Farbe orange. Durch die Farbe orange ist sichergestellt, dass man diese auch besser wiederfindet, sollte sie auf den Waldboden fallen. An der Pfeife ist ein Clip für weitere Befestigungsmöglichkeiten. Ergänzend könnt ihr die Signalpfeife mit einem reflektierenden Paracord ausstatten.

Wer denkt, er kann im Notfall lange rufen oder schreien, den muss ich leider enttäuschen. Bereits nach wenigen Minuten sind die Stimmbänder überlastet und man bekommt kein Ton heraus. Auch Pfeifen mit kalten Lippen funktioniert nicht gerade zufriedenstellend, wenn überhaupt!

Eine Signalpfeife ist ein sinnvolles Tool um in einer Notlage auf sich aufmerksam zu machen und/oder Rettungskräfte zu sich zu führen. Ihr braucht auch nicht das “Alpine-Notsignal” auswendig können. Jedes unnatürliche Geräusch in der Natur führt dazu, dass i.d.R. jemand vorbeikommt oder sich “gestört” fühlt und dem Geräusch nachgeht.

Rettungsdecke – Körperkerntemperatur

Als nächstes haben wir ein viel zu oft unterschätztes und auch oft in der Anwendung vergessenes Produkt die Rettungsdecke. Die Betrachtung das Verständnis des Einfluss einer Hypothermie bei polytraumatisierten Patienten hat sich erheblich gewandelt. Ihr müsst euch nicht merken, welche Seite (gold oder silber) in welcher Situation dem Körper zugewendet sein muss, denn das ist vernachlässigbar gering. Wichtig ist, sie wird überhaupt angewendet. Denn selbst bei 30 Grad im Sommer, kann eine Person, die Blut verloren hat (Blut u.a. verteilt Wärme) und noch auf den Boden liegt (Konduktion), in eine Unterkühlung kommen. Je geringer die Körpertemperatur desto schlechter wird körpereigene Blutgerinnung!

Zudem ist die Rettungsdecke ein wahres Multitalent. Mit ihr lässt sich ein Chest-Seal oder Tourniquet improvisieren, ein Beckenimmobilisierung, ein Tornisterband bei einer Schlüsselbeinfraktur uvm..

Wund- und Hautreinigungstuch

Sehr praktisch für die gelegentlichen kleinen Wehwehchen im Revier- und Outdoor sind die beiden Wund- und Hautreinigungstücher. Bei kleineren Hautschürfungen, Kratzer oder Schnitten kann ich, bevor ich z.B. das Fingerpflaster anlege, die Stelle mit den alkohol- und parfümfreien Reinigungstüchern reinigen. Die Tücher reinigen natürlich auch unverletzte Stellen.

Fingerpflaster

In meinen ersten eigenen I.F.A.K.’s hatte ich alles reingepackt. Tourniquet, Gauze, Notfallverband etc. Als ich dann bei meinen ersten kleinen Schnittwunden mein IFAK ausgepackte habe, war alles drin, nur keine Pflaster. Also ab zum Auto und die Pflaster aus dem Erste-Hilfe Kasten genutzt. Ihr könnt euch ja denken, wie lange die an meinem Finger gehalten haben. Genau! Keine 10 Minuten.

Hier hat Wero bereits mitgedacht und liefert ihr Kit mit dem Pflasterset Weroplast® PowerTex Mini Mix, 8 tlg aus. So spart ihr euch den Weg zum Revierpanzer und habt direkt alles dabei. Ich nutzte das Produkt selbst seit einigen Monaten und kann bestätigen, dass diese deutlich länger halten, als vergleichbare Produkte. Die Kollegen von Toolbrothers haben dazu mal ein Video abgedreht, welches ich euch HIER verlinkt.

Mullkompresse

Die dem Medic Pack beigelegte Mullkompresse ist steril in der Größe 7,5 x 7,5 cm und eignen sich im Zusammenspiel mit dem beigelegten Verbandpäckchen zur äußeren Wundversorgung. Sie besteht aus mehreren Schichten und fasern sowie fusseln nicht, was in der Wundversorgung sehr praktisch ist.

Verbandpäckchen

Das klassische Verbandpäckchen darf natürlich auch nicht fehlen z.B. für einen Druckverband oder dem sterilen Abdecken von Wunden. Mit ihm lässt sich aber auch ein Kopfverband anlegen oder zusammen mit den beiden Mullkompressen ein Augenverband wenn z.B. Fremdkörper hineingelangt sind. Mit einem Verbandpäckchen kann aber auch bei einem verletzten Hund der Fang verbunden werden, um den Vierbeiner, ohne gebissen zu werden, sicher zu versorgen.

Zeckenkarte

Besonders beim Umgang mit Wild, bei der Revierkontrolle oder dem Gang durchs hohes Gras oder Unterholz sind Zecken schneller an einem dran als einem lieb ist. Wero legt in das IFAK ein weiteres nützliches Werkzeug (Zeckenkarte) für das schnelle und sichere Entfernen von Zecken, denn Zecken können gefährliche Krankheitserreger wie z.B. das FSME-Virus, die Borelliose-Bakterien, Babesiose, Tuläremie und noch ein paar weitere unschöne Krankheiten übertragen. Ein weiterer Pluspunkt für die Praxistauglichkeit des WERO.MED-X Hunter Medic Pack.

Pinzette

Was hätte ich für eine Pinzette gegeben, wenn ich beim letztjährigen zurückschneiden vom Schwarzdorn im Revier, den Stachel unter meinem Daumen mit einer Pinzette hätte rausholen können. Es hatte natürlich niemand eine solche dabei und ich war ca. 45 Minuten von zu Hause entfernt. Da fährt man auch nicht gerade schnell nach Hause. Auch beim Umgang mit Holz z.B. beim Bau von Ansitzeinrichtungen hat man sich schnell mal einen Splitter unter die Haut gejagt.

Permanent Marker

Jetzt fragt sich der ein oder andere, wofür man in einem I.F.A.K. einen Permanent Marker braucht. Nein, wir malen im Revier auf dem Ansitz keine Mandalas aus, wenn wir keinen Anblick haben. Sobald das Tourniquet angelegt ist, wird auf diesem die Uhrzeit der Anlage notiert, so dass der Rettungsdienst weiß, wie lange dieses schon an einer Extremität ist. Schön ist, dass der edding sehr klein ist und nicht viel Stauraum im Medic Pack benötigt!

Das WERO.MED-X Patch für Jäger:innen.

Dem WERO.MED-X Hunter Medic Pack ist ein cooler Patch beigelegt. Dieser kann entweder direkt auf das IFAK positioniert werden oder ist eine coole Ergänzung für die eigene PATCH-Sammlung!

Fazit

Ich hatte Eingangs erwähnt, dass ein für mich optimales I.F.A.K individuell für mein Vorhaben in der Natur angepasst sein muss, dass ich dieses leicht an meinen Gürtel oder Rucksack befestigen kann und das die Materialien schnell verfügbar sein müssen, wenn ich sie brauche. Das WERO.MED-X Hunter Medic Pack erfüllt meine Anforderungen. Die Inhalte sind stimmig und praxistauglich für die Ausübung der Jagd und arbeiten im Revier angepasst. Aber nicht nur für die Jagd. Man kann das Hunter Medic Pack auch für das persönliche Outdoor-Abenteuer mitnehmen und ist dabei gut gerüstet.

Bei den Varianten würde ich Jägerinnen und Jäger die Variante 2 – Advanced empfehlen, da hier das Verletzungsbild mit einer Schusswunde den Einsatz und Mehrkosten für ein Hämostyptikum absolut gerechtfertigt sind. Wer dennoch lieber die Variante 1 – Basic nehmen möchte, dem empfehle ich für einen schmalen Taler sich noch eine zweite Gaze in das Medic Pack zu packen.

Neben den grundlegenden Equipment, um massive Blutungen behandeln zu können, begrüße ich sehr die nicht zu unterschätzenden “Kleinigkeiten” wie eine Pinzette, Pflaster, Wund- und Hautreinigungstücher sowie eine Zeckenkarte. So habe ich direkt alles dabei und muss nicht zurück zum Fahrzeug oder nach Hause an die eigene Hausapotheke. Die Praxistauglichkeit des Packs ist damit deutlich aufgewertet und unterscheidet sich so von mir anderen bekannten IFAKs.

Auch preislich bin ich angenehm überrascht. Ich sah schon viele IFAK’s für deutlich mehr Geld und weniger Inhalt. Für 101,15 € zzgl. Versand für die Basic Variante und 154,70 € zzgl. Versand für das Advanced Kit sind nicht zu viel. Da wird es schon schwer, sich ein vergleichbares Kit selbst zusammen zu stellen. Und seien wir ehrlich: Ein Großteil unserer Outdoor- und Jagdausrüstung ist deutlich teurer und kann kein Leben retten!

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