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TCCC – Tourniquet – Die häufigsten Anwendungsfehler

Stop the bleed – Wer ein Tourniquet mit sich trägt, der muss damit auch regelmäßig trainieren. Erfahrt mehr über die häufigsten Anwendungsfehler…

Einleitung

Wer Ausrüstung mit sich führt, sollte deren Anwendung regelmäßig trainieren. Am Besten unter verschiedenen äußeren Bedingungen. Nur so können wichtige Erfahrungswerte mit der Ausrüstung und über sich selbst gewonnen werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Vergessen: Was nicht regelmäßig geübt wird, wird oftmals vergessen oder man wird selbst unsicher in der Anwendung und Umsetzung.

Stichwort: Wann war euer letzter Erste-Hilfe-Kurs?

Stop the bleed

Die Anwendung eines Tourniquets sollte regelmäßig trainiert werden, denn ein Tourniquet wird nur aus einem Grund genutzt: Eine lebensbedrohliche arterielle Blutung an den Extremitäten unter Kontrolle zu bekommen und damit Leben retten!

Nur der Kauf und das Alleinige mit sich führen eines solchen Gegenstands hilft im Notfall weder dem Träger, noch der verletzten Person. Hinzu kommt der Stress in einer solchen (Not-)Situation. Wer daher die Anwendung gar nicht oder nur einmal im heimischen Garten oder Wohnzimmer geübt hat, der wird in einer Notfallsituation vielleicht Schwierigkeiten haben, dass Tourniquet sicher und richtig am Verletzten oder sich selbst anzubringen. Besonders dann, wenn das Tourniquet schlecht vorbereitet bzw. verstaut ist, was nicht selten bei Trägern beobachtet werden kann.

Verschiedene Arten von Tourniquets im Überblick

Die häufigsten Anwendungsfehler

Fehler 1: Kein Tourniquet dabei

Der erste Fehler überhaupt ist sicherlich, das bei manchen Unternehmungen erst gar kein Touniquet mit sich geführt wird. Im “Ernstfall” sollten wir darauf verzichten wollen, ein Tourniquet improvisieren zu müssen. Das gilt besonders dann, wenn wir alleine unterwegs sind. Ein Tourniquet zu improvisieren braucht Zeit, die ich evtl. nicht habe und ist an Wirksamkeit nicht mit einem professionellen Tourniquet zu vergleichen. Darüber hinaus gibt es wie beim Messer auch hier das Sprichwort “Eins ist keins und zwei sind eins”. Führt je nach individueller Risikobewertung eures Vorhabens zwei Tourniquets mit euch, denn unter Umständen kann es sein, dass ein Tourniquet nicht ausreichend sein wird, um eine arterielle Blutung sicher unter Kontrolle zu bekommen.

Fehler 2: Das Tourniquet wird erst dann angelegt, wenn ein Druckverband unwirksam war

Es kann unter Umständen vorkommen, dass ein Tourniquet an einer verletzten Person erst dann angelegt wird, wenn ein vorheriger Versuch die Blutung mittels eines Druckverbands zu stillen erfolglos war. Das Probem an der Sache: Während dieser Zeit verliert der Verletzte jedoch Blut. Oberstes Ziel muss sein, dass so viel Blut wie möglich im Körper der verletzten Person verbleibt! Habt ihr also eine arterielle Blutung festgestellt, so wäre i.d.R. das Tourniquet die erste Wahl!

Fehler 3: Das Tourniquet wird über befüllte Beintaschen angelegt

Besonders beim Anlegen eines Tourniquet am Bein oder auch am Arm, muss zuvor sichergestellt sein, das sich in den Arm- oder Beintaschen keine Gegenstände befinden, die verhindern, dass das Tourniquet beim anziehen nicht genügend partiellen Druck auf die Arterie ausüben kann. Dem Stress in einer solchen Situation geschuldet, wird dieser Vorgang gerne mal übersehen. Besonders Wanderer, Bushcrafter, Jäger oder andere Outdoorfreunde habe in ihren Taschen oftmals Kartenmaterial, Verbandpäckchen oder andere Gegenstände verstaut. Werden diese zuvor nicht entfernt, kann durch das Tourniquet keine wirksame Kompression aufgebaut werden, welche ausreicht, die Arterie so zu komprimieren, dass die Blutung gestillt wird.

Fehler 4: Falsch angelegt

Ein weiterer und nicht seltenen Fehler ist, dass das Tourniquet nicht richtig angelegt wird d.h., es wird z.B. über das Knie angelegt, welches nicht komprimierbar ist. In den offiziellen Leitlinien der TREMA e.V. für Taktische Verwundetenversorgung ist hinterlegt, dass das Tourniquet 5-7 cm oberhalb der Blutquelle angelegt werden soll. Übertragen auf das Zivilleben kann als Richtlinie empfohlen werden, dass Tourniquet eine Handbreit oberhalb der Verletzung bzw. der Blutung anzulegen.

Fehler 5: Nutzung eines improvisierten Tourniquet

Sicher, wenn kein Tourniquet vorhanden ist, sollte natürlich versucht werden, mit verfügbaren Gegenständen, Ausrüstung oder Materialien aus der Umgebung, ein Tourniquet zu improvisieren. Die Wirksamkeit eines improvisierten Tourniquets ist jedoch nicht mit einem professionellen Tourniquet zu vergleichen. Zudem bedeutet Improvisation Zeitverlust, in der der Verletzte Blut verliert.

Fehler 6: Fehlende Wundversorgung

Wenn das Wichtigste, nämlich die Stoppung des Blutverlustes erreicht ist, darf nicht vergessen werden, die Wunde im Nachgang zu versorgen bzw. zu verbinden, so das nicht unnötig Schmutz oder Keime in die Wunde gelangen. Verschmutzungen können im späteren Verlauf ggf. zu Komplikationen führen. Versorgt also die Wunde mit sterilen Verbandmaterial und stellt die Immobilisation (Ruhigstellung) der betroffenen Extremität sicher.

Fehler 7: Unterlassenes “Pre-Tightning

Wir erinnern uns: Wir wollen, dass so viel Blut wie möglich im Körper der verletzten Person bleibt. Sobald das Tourniquet angelegt, angezogen und gesichert wurde, muss regelmäßig kontrolliert werden, ob der Druck noch ausreicht, um die Blutung sicher zu stoppen, oder ob sich das Tourniquet wieder gelockert hat und ggf. wieder Blut aus der Wunde austritt. Ist das der Fall muss das Tourniquet “nachgezogen” werden.

Fehler 8: Keine Sicherung des Tourniquets

Es gibt Tourniquets mit verschiedenen Systemen des Anziehens und der Sicherung. Manche Tourniquets funktionieren wie eine Art Gummiband, welches Straff über die Extremität gezogen wird, andere habe eine “Ratschen-Funktion” und wieder andere bauen die Kompression mittels eines Knebels auf, dass ein Band zuzieht. Ein Tourniquet, welches den Druck mittels Knebel aufbaut, wird i.d.R. der Knebel in ein Clip gelegt und dieser mittels einem Klettband “fixiert”. Wird dies vergessen, so kann sich der Knebel lösen und damit versagt auch die Kompression, mit dem Ergebnis, dass der Verletzte wieder Blut verliert. Zumal kann es auch vorkommen, dass die verletzte Person unbemerkt selbst das Tourniquet lockert, denn wer einmal zum Zwecke der Übung sich selbst eins angelegt und Kompression aufgebaut hat, der weiß, wie Schmerzhaft das sein kann.

Fehler 9: Kein waagerechtes Anlegen des Tourniquets

Ein Tourniquet, welches nicht waagerecht über die Extremität angelegt wurde, kann zwar zu Anfang die gewünschte Kompression aufbauen, jedoch besteht durch das “schräge” Anlegen beim Transport des Verletzten die Gefahr, dass das Tourniquet verrutscht und sich damit wieder löst. Die Folge: Der Verletzte kann “unbemerkt” wieder anfangen zu bluten.

Fehler 10: Das Tourniquet ist nicht richtig vorbereitet

Ein häufig zu beobachtender Fehler ist, dass das Tourniquet z.B. im Rucksack verstaut wird und damit kein schneller Zugriff für sich oder andere möglich ist. Ein Tourniquet sollte grundlegen so mitgeführt werden, dass man selbst oder “Erst-Helfer” einen schnellen Zugriff darauf haben.

Fehler 11: Das Tourniquet wird wieder geöffnet

Wenn man nicht gerade auf weit von der Zivilisation entfernten Expedition ist, kann man sich folgendes einfach merken und berücksichtigen: Ist das Tourniquet erst einmal angelegt und Kompression aufgebaut, so wird dies nur noch von professionellen Rettungskräften gelöst. Die U.S. Streitkräfte haben ermittelt, dass ein Tourniquet i.d.R. ohne Risiko bis zu zwei Stunden angelegt bleiben kann. Ab diesem Zeitpunkt kann es zu temporären Schädigungen kommen. Daher ist es wichtig, die Zeit des Anlegens eines Tourniquets für die Rettungskräfte zu notieren. Nach Überschreitung der Zeit von zwei Stunden, darf das Tourniquet nur noch unter professioneller ärztlicher Aufsicht gelöst werden, um etwaige Komplikationen sofort behandeln zu können.

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