Stop the bleed! Erfahrt bei uns welche Erste-Hilfe Kits es gibt und welche wirklich Sinn machen.
Einleitung
Wer Outdoor unterwegs ist, der sollte sich im Vorfeld neben der Packliste an Ausrüstung, Kleidung und Nahrung auch mit den typischen Verletzungsmustern, die einem auf seiner Tour oder Outdoor-Vorhaben begegnen können beschäftigen. Nur so kann ein optimales Erste-Hilfe-Set für die eigen Unternehmung zusammengestellt werden.
Beim Thema-Erste-Hilfe denken viele an Schnellpflaster und Druckverbände. Vielleicht noch an die Stabile-Seitenlage, die beim Erste-Hilfe-Kurs zur Zeiten der Führerscheinprüfung geübt wurde. Hand auf Herz: Das wird vermutlich bei den meisten von uns schon viele Jahre her sein, oder?
Bei euren Outdoor-Unternehmungen können von einfachen Verletzungen wie Schürfwunden und Kratzer, mechanischen Verletzungen an den Extremitäten wie Verstauchungen und Brüchen, bis hin zu lebensgefährlichen Schnitt, Hack und Amputationsverletzungen grundlegend alle in irgendeiner Form und Schwere auftreten. Wir hoffen natürlich, dass solche Ereignisse bei unseren Naturaufenthalten weder uns noch unseren Begleitern passieren, dennoch sollten man sich auf die typischen und am häufigsten vorkommenden Outdoor-Verletzungsmuster vorbereiten.
Neben den typischen Verletzungsmustern sind die auch die speziellen Verletzungen der eigenen Unternehmung oder Hobbys zu berücksichtigen. Was bedeutet das? Nun, das Erste-Hilfe-Sets eines Tageswandere sollte anders aufgebaut sein, als das eines Bergsteigers, eines Kletterer oder
Das Erste-Hilfe Set eines Tages-Wanderers sollte anders aufgebaut sein, als das eines Kletterers, eines Jägers oder eines Bergsteigers. Warum? Bei einem Kletterer z.B. kommen noch mögliche Verletzungsmuster aufgrund eines Absturzeses ins Seil hinzu oder beim Jäger Verletzungen durch den Umgang mit scharfen Messern oder der Schusswaffe.
Inhaltsverzeichnis
Warum benötige ich ein Erste-Hilfe-Set?
Was viele oft nicht bedenken ist, dass eine einfach Verletzung der unteren Extremitäten z.B. am Fuß, dem Sprung-Gelenk oder dem Knie dazu führen kann, dass die Verletzte Person kaum noch oder gar nicht mehr auftreten kann, so das ein geplantes Ziel oder Zwischen-Etappe nicht mehr erreicht wird. Dadurch kann die Person oder die gesamte Gruppe dazu gezwungen werden, eine Nacht unerwartet und im schlimmsten Fall sogar unvorbereitet an Ausrüstung und Wissen den Elementen ausgesetzt draußen verbringen zu müssen.
Das klingt auf dem ersten Blick nicht dramatisch, ist es auch nicht, wenn man vorbereitet ist. Doch nicht selten kam es vor, dass Rettungsmannschaften berichteten, dass verletzet Personen oder Personen-Gruppen dennoch über Nacht versucht haben, ihr Ziel zu erreichen und sind dann aufgrund von schlechter Sicht, Unkenntnis des Geländes tödlich verunglückt. Auch kam es vor, dass die Personen schlecht bzw. falsch ausgerüstet waren. Es fehlte an wärmender und isolierender Kleidung. Unterkühlungen waren die Folge. So kann aus einer “einfachen” Verletzung ein Notfall entstehen.
Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt in Deutschland bei 10,4 Grad Celsius. Ist die Kleidung dann noch Nass und tritt Wind (Windchill-Effekt) auf, können Unterkühlungen die Folge sein.
Wer die Fähigkeit besitzt, die am häufigsten auftretenden Outdoor-Verletzungen behandeln zu können, der kann vermeiden, dass aus einer behandelbaren Verletzung eine wohlmöglich lebensgefährliche Situation entsteht.
Bei der Outdoor-Erste-Hilfe berücksichtige ich das Motto:
Was steckt hinter diesem Satz?
- Schritt
Stelle sicher, dass du die richtige Erste-Hilfe-Ausrüstung für dein Outdoorvorhaben dabei hast und das du mit dieser Ausrüstung auch umgehen kannst.
2. Schritt
Sei aber auch vorbereitet, dass du deine Ausrüstung verloren hast, diese kaputt geht oder geklaut wurde. Ohne deine Ausrüstung muss du improvisieren könnnen.
Bitte geht nicht mit der Einstellung raus: “Aye gut, wenn was passiert, dann improvisiere ich halt”. Das sollte bei medizinischen Notfällen immer vermieden werden!
Bitte verfallt jetzt auch nicht in Panik. Ihr musst nicht auf jeder Tour ein Expeditions-Erste-Hilfe-Koffer zusammenstellen und einen Expeditionsarzt anheuern. Man muss realistisch bleiben: Man kann nicht auf alle Eventaulitäten vorbreitet sein. Darum geht es hier auch nicht.
Welche Outdoor-Erste-Hilfe-Kits gibt es?
Je nach meinem Outdoorvorhaben unterscheide ich zwischen den Nachfolgenden Kits:
- Survival EDC
- IFAK (Individual First Aid Kit)
- Rucksack-Kit
Survival EDC
Das Survival EDC, wobei EDC für “Everyday Carry” steht, ist ein Kit, dass ich bei meinen Outdoor-Unternehmungen immer an meinem Körper trage und auch nicht ablege. Es steckt also nicht gut verstaut in meinem Rucksack, sondern ist entweder an meinem Gürtel befestigt oder ist wasserdicht verschweißt in meiner Beintasche verstaut. Es ist also immer Griffbereit. :
Mein Survival – EDC enthält u.a.
- Verbandspäckchen
- Einmalhandschuhe
- Wundschnellverband
- Wundnahstreifen
- Alkoholtupfer
- Rettungsdecke
- Persönliche Medikamente
- Signalpfeife
- Feuerstahl
- Signalspiegel
- Notfallkompass
- Kondom
- Notfall-Angelset
- Textilband (Panzerband)
- Ggf. ein Tourniquet zur Stillung von ateriellen Blutungen
Bei der Auswahl meiner Ausrüstungsgegenstände versuche ich darauf zu achten, dass ich diese für “mehrere” Zwecke einsetzen kann, also Multifunktional sind.
IFAK (Individual First Aid Kit)
Ein IFAK ist ein Individual First Aid Kit, also ein individuelles Erste-Hilfe-Set. Die Vorteile dieses Set ist, dass du es ganz individuell für dich aufbaust. Du nimmst nur das mit, was du brauchst. Das setzt natürlich voraus, dass du dir über mögliche Verletzungsmuster im Vorfeld Gedanken gemacht hast.
Schauen wir uns dazu mal mein IFAK an, dieses nehme ich mit, wenn ich zur Jagdausübung oder alleine zum Bushcrafting in den Wald gehe. Mein mögliches “Worst-Case” Verletzungsmuster aufgrund der Nutzung von Schusswaffen und Messer sind schwere arterielle Blutungen. Daher ist mein IFAK wie folgt ausgestattet:
- Tourniquet (2x)
- Rettungsschere
- Isreali Bandage
- Einmalhandschuhe
- Uriel Bandage
- S-Rolled Gauze
- Burnshield Dressing
- Chest seals (2x)
- Rettungsdecke
- Stift
- Knicklicht
- Tampons (2x)
- Wundauflage 10*10 cm
IFAK – Innenansicht hinten IFAK – Innenansicht hinten Fertig zusammengestelltes Individuell First Aid Kit (AIFAK) fürs Bushcrafting und Jagd
Wie man sehen kann, ist das Hauptziel dieses IFAK ein Trauma zu behandeln und das im “Worst-Case” auch alleine.
Das Motto dieses IFAK: STOP THE BLEED !
Rucksack-Kit
Ein Rucksack-Kit nutze ich, wenn ich für mehrere Tage unterwegs bin. Es ist so ausgestattet, das auch mehrere Verletze Personen behandelt werden können. Im Rucksack-Kit befinden sich je nach Unternehmung medizinische Utensilien welche ich nicht zur sofortigen schnellen Behandlung brauche, wie es bei einer arteriellen Blutung der Fall ist. Hier befinden sich z.B. Materialien, um Extremitäten zu immobilisieren, Kochsalzsalzlösungen mit Spritzen, um Wunden zu reinigen und weiteres Verbandmaterial. Die Menge an Verbandmaterial für den Rucksack-Kit passe ich an die Anzahl der Personen an, mit denen ich unterwegs bin.
Materialen aus dem Rucksack-Kit
- SAM Splint (3)
- Dreiecktuch Stoff (3)
- Uriel-Bandage
- Dreiecktuch Flies (2)
- Israeli-Bandage (1)
- Stiff-Neck
- Rettungsdecke (2)
- Hydrogel-Kompresse
- Bandagen (2)
- Desinfektionsspray
- Aterienklemme klein
- Rettungsschere
- Kochsalzlösung
- Spritze
- Kälte-Sofort-Kompresse
- Zurrgurt
- Blasenpflaster
- Wundstreifen
- Persönliche Medikamente
- Alkoholtupfer
- Schutzhandschuhe
- Schutzmaske FFP2
- Alkoholtuper
- Wundschnellverband
- Wunderverband
Welche sind die typischen Verletzungsmuster?
Auf der Suche nach einem gut strukturierten System bzw. Handlungsleitfaden zur Orientierung, wie zum Beispiel dem bekannten (C)ABCDE Schema, bin ich auf die Kategorien von Dave Canterbury gestoßen. Diese Kategorien eigenen sich m.E. nach gut, um sich optimal auf typische Outdoor-Verletzungen vorzubereiten. Persönliche habe ich diese 5Bs um ein 1C (Coretemperaturcontrol) ergänzt..
Das System der 5Bs + 1C erlaubt es auf ein Großteil der möglichen Outdoor-Verletzungen vorbereitet und mit etwas Training sicher behandeln zu können.
1. (B)leeding (Blutung)
Eine lebensbedrohliche Blutung, welche nicht richtig und schnell genug, oder noch schlimmer gar nicht behandelt wird, führt i.d.R. zum sicheren versterben der verletzten Person. Es ist daher wichtig, die Fähigkeit und Ausrüstung zu besitzen, um Blutung schnell kontrollieren zu können. Wir wollen, dass das Blut im Körper verbleibt. Lebensbedrohliche Blutungen sind i.d.R. arterielle Blutungen. Um diese sicher behandeln zu können, muss zuerst eine solche Blutung sicher von einer venösen unterscheiden werden können. Wer einen Verletzten, mit einer Schnittwunde, bei dem das Anlegen eines Druckverband vollkommen ausgereicht hätte, diesem mit einen Tourniquet einliefert, der muss nicht verwundert sein, wenn er sich den Unmut des behandelnden Arztes einhandelt.
Wer ein Tourniquet einsetzten möchte, der sollte auch entsprechende Ausbildungen aufsuchen, wie ein solches sicher und richtig angewendet wird!
Wer das notwendige Wissen hat und ein Tourniquet anwenden möchte, der sollte es nach Möglichkeit vermeiden, eins improvisieren zu müssen, wenn es gebraucht wird. Dies kostet zum einen viel Zeit, in der die verletzte Person weiter Blut verliert und die Wirkungsweise ist mit einem professionellen Tourniquet nicht zu vergleichen. Auf Markt gibt es mittlerweile verschiedene System z.B. Knebel, Ratsche, Gummiband etc.
Selbst trage ich bei Outdooraktivitäten, bei denen ich ein Messer, eine Axt, eine Machete oder eine Schusswaffe wie bei der Jagd einsetzen möchte mindestens zwei Tourniquets, denn im “Worst-Case” kann eins nicht ausreichen um eine arterielle Blutung sicher zu stoppen.
Knebeltourniquet mit extra Schnalle zum öffnen Tourniquet als elastisches Gummiband Tourniquet mit “Ratschen”-Funktion Klassisches Tourniquet mit Knebelfunktion
2. (B)reak or Sprain (Brüche oder Verstauchungen)
Wer kennt es nicht? Man läuft entspannt über einen schönen Waldweg, bleibt mit der Schuhspitze beim Gehen an einer Wurzel hängen und knickt um. Bestimmt jeden von uns schon einmal passiert, oder? Eins der wohl am häufigsten Verletzungsmuster, die bei Outdoor-Aktivitäten auftreten können, sind mechanische Verletzungen der Beine d.h. Fuß, Knöchel oder Knie. Die mechanische Verletzung selbst, außer bei Brüchen von Genick, Rücken oder bei Brüche dessen scharfen “Bruchkanten” eine Arterie verletzt haben, sind diese Verletzungen i.d.R. nicht das “gefährliche”.
Aus diesem “Ereignis” kann es aber aufgrund des Verlusts der Mobilität zu einer Notsituation kommen. Ein Beispiel: Ein verletzter Knöchel im Gebirge ist erst einmal nicht problematisch und lässt sich i.d.R. gut behandeln. Die verletzte Person wird jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit an Reisegeschwindigkeit verlieren oder evtl. sogar gar nicht mehr weitergehen.
Das geplante Zwischen- oder Reiseziel nicht mehr zu erreichen, was den verletzten oder die Gruppe unerwartet und ungeplant dazu zwingt, eine Nacht draußen im Freien zu verbringen. Fehlt es nun an Wissen, Fähigkeiten und Ausrüstung, so kann aus einer “einfachen” Verletzung ein Rettungs- und Bergemission werden!
Für die Behandlung von Verstauchungen kann die P.E.C.H – Regel sich gemerkt und angewendet werden:
- P = Pause
- E = Eis
- C = Compression (Kompression)
- H = Hochlagern
Pause
Bei einer Verstauchung z.B. des Fußgelenks muss die körperliche Belastung bzw. die körperliche Aktivität sofort eingestellt werden. Das betroffene Körperteil ist nicht mehr zu belasten und muss ruhig gestellt werden. Je früher, desto besser!
Kühlen
Je schneller mit der Kühlung der betroffenen Region begonnen werden kann, desto besser. Die Kühlung wirkt Schmerzlindernd und hilft die Schwellung zu reduzieren. Um Erfrierungen zu vermeiden ist immer ein Stück Stoff z.B. ein Tuch oder zur Not das T-Shirt zwischen der Haut und dem Kühlmittel zu bringen!
Compression (Kompression)
Nach der Kühlung erfolgt die Kompression. Diese soll die Einblutung in die verletzte Region reduzieren und somit der Schwellung entgegenwirken. Am Besten eignen sich dafür elastische Binden. Es ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass der Verband nicht zu eng angelegt und somit die Blutzufuhr unterbrochen wird! Aus diesem Grund wird regelmäßig ein Rekap-Test (Fingernagelprobe) durchgeführt. Dabei wird für eine kurze Zeit in das Nagelbett gedrückt, so dass sich dieser weiß verfährt. Sobald der Druck aufgehoben wird, muss sich in Folge der zurückkehrenden Blutung dieser wieder rasch rosa bzw. rot Färben. Ist das nicht der Fall, ist die Blutzufuhr unterbrochen!
Hochlagern
Als letzte Maßnahme wird das betroffene Gelenk über Herzhöhe gelagert. Wanderer haben oft einen Rucksack dabei. Also kann sich die Person auf den Rücken legen und die Beine auf dem Rucksack ablegen. Die Hochlagerung dient ebenfalls dazu, den Blutzufluss in die verletzte Region zu Reduzierung um so der Schwellung und Einblutung entgegenzuwirken.
Für die Behandlung von unkomplizierte Brüchen oder Verstauchungen sollte Wissen vorhanden sein, wie man die betroffenen Extremitäten sicher ruhig stellen kann, um einerseits eine Schmerzlinderung beim Verletzten zu erreichen aber auch auf der anderen Seite eine Verschlimmerung der Verletzung z.B. durch die scharfen Bruchkanten des Knochen zu vermeiden.
Um eine verletzte Extremität ruhig stellen zu können eignen sich u.a. die sogenannten SAM-Splints. Der Begriff SAM Splints hat sich mittlerweile im Sprachgebrauch implementiert, weil der Hauptvertreter dieser universellen Schienen die Firma SAM ist. Mittlerweile gibt es aber auch andere und auch kostengünstigere Anbieter. Es ist beim Kauf darauf zu achten, dass es diese in verschiedenen Größen bzw. Längen gibt. Mittlerweile auch welche für Kinder.
Persönlich nehme ich 2 lange SAM Splints mit. Je nach verletztem Körperteil kann diese dann auf die richtige Größe z.B. mit einer Rettungsschere zurechtschneiden. Selbst wenn keine Schere vorhanden sein sollte, kann das Aluminium im Kern der Schiene so lange hin und her geknickt werden, bis dieses an der gewünschten Stelle abknickt.
Um ein SAM Splint an den Extremitäten zu fixieren können Verbände, elastische Bandagen oder einfaches Tape genutzt werden.
Auch die vielen noch aus Erste-Hilfe-Kurse bekannte Dreieck-Badage ist extrem nütlich um z.B. Arme zu immobilisieren. Ist das Dreieck-Tuch aus Wolle so ist es multifunktional einsetzbar.
3. (B)urns (Verbrennungen)
Viele Outdoor-Begeisterte lieben, neben der Natur, auch gutes Essen am Lagerfeuer. Es gehört einfach dazu! Leider kommt es dabei immer mal wieder zu Verbrennungen oder Verbrühungen der Haut. Unsere Haut, die Epidermis, hat viele Funktionen. Vereinfacht gesagt, bildet sie eine Barriere zur “Außenwelt”. Ist die Haut durch Verbrennung oder Verbrühung geschädigt, so besteht die Gefahr einer Infektion. Zudem verlieren Brandwunden viel Wundflüssigkeit.
Um die Ausmaße einer Verbrennung d.h. wieviel Prozent der Hautfläche sind betroffen, einschätzen bzw. Kategorisieren zu können, nutzt man die Systematik des Total Body Surface Area (TBSA). Dabei zählen die Handflächen mit 1%, Arme, Kopf, Ober- und Unterschenkel mit jeweils 9% sowie der Rumpf und die Rückseite mit 18%. Sind die Ausmaße eingeschätzt kann Kategorisiert werden:
- Leicht bis mittelgradig: <20% TBSA
- Schwer: 20-60% TBSA
- Schwerst: >60% TBSA
Das Verbrennungsausmaß ist entscheidend für die Schwere der Verbrennung und die Überlebenschance. Je größer die verbrannte Körperoberfläche (KOF) desto dringlicher muss die Verletzte Person der intensivmedizinischen Versorgung zugeführt werden!
Neben der Kategorisierung der verbrannten Körperoberfläche wird auch die Verbrennungstiefe in verschiedene Grade eingeteilt.
- Verbrennung 1. Grades (Hautrötung)
- Verbrennung 2. Grades (Blasenbildung)
- Verbrennung 3. Grades (weiß-schwarz verbrannte Haut)
- Verbrennung 4. Grades (Haut, Nerven, Muskeln und Knochen sind verbrannt)
Die meisten “Outdoorunfälle” mit Feuer führen i.d.R. zu kleineren Verbrennungen, welche mit einer Hydrogel-Kompresse sich gut behandeln lassen. Da die größte Gefahr bei solchen Verbrennungen Flüssigkeitsverluste sowie die Gefahr einer Infektion ist, haben die Hydrogel-Kompressen die nachfolgenden Vorteile:
- Sie kühlen und können dadurch den Schmerz lindern,
- Sie befeuchten und kleben somit nicht auf der Brandwunde,
- Sie verringern die Infektionsgefahr, da sich die Kompresse wie eine zweite Haut um die Wunde legt.
4. (B)listers (Blasen)
Wer kennt das nicht: Die gewünschten Wanderschuhe stehen nun endlich zu Hause und voller Vorfreude geht es damit am nächsten Tag auf die erste Wanderung. Nach ein paar Kilometern setzten leichte Schmerzen am Fuß ein, welche Kilometer für Kilometer schlimmer werden. Jeder Schritt schmerzt: Blase(n)! Die gute Nachricht daran ist: Blasen sind keine ernsthafte, jedoch aber eine schmerzhafte “Verletzung” der Haut. Es handelt sich dabei um eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase.
Die beste und wirkungsvollste Medizin ist hier die Vorbereitung, denn drei Faktoren begünstigen das Auftreten von Blasen:
- Wärme,
- Feuchtigkeit und
- Reibung
Zwei der Faktoren (Wärme und Feuchtigkeit) lassen sich in der Praxis leider nur sehr wenig beeinflussen. Bei dem Thema Reibung dagegen können wir einiges an Vorbereitung tun, um die diese zu verringern. Wer sich dafür interessiert, kann sich gerne meinen ausführlichen Blogbeitrag XXX dazu anschauen.
Um es schon einmal vorwegzunehmen, sind passende und gut eingelaufene Schuhe, sowie doppelwandige Socken und mit Hirschtalg eingecremte oder mit Tape abgeklebte Füße eine gute Vorbereitung, um die Reibung zu minimieren und damit das Auftreten von Blasen.
Tritt dennoch eine Blase auf, sollte diese nach Möglichkeit nicht geöffnet werden. Wer ein Blasenpflaster hat, klebt es über die entsprechende Stelle. Der Hinweis ist allerdings, wenn man nicht gerade im Büro unterwegs ist, wenig praxistauglich, insbesondere dann, wenn noch ein langer Fußmarsch bevorsteht. Hier kann mit einer sterilen Nadel oder Kanüle die Blase vorsichtig geöffnet und die Flüssigkeit abgeleitet werden. Achtet darauf, dass die Haut der Blase an der Wunde bleibt. Sie bildet eine natürliche Barriere und hat erfüllt damit eine Schutzfunktion.
Unter Umständen kann es vorkommen, dass eine einmal geöffnete Blase sich wieder mit Flüssigkeit füllt. Achtet darauf und leitet die Flüssigkeit ggf. erneut ab. Die Wunde ist nachfolgend steril mit einem Schnellverband abzudecken und damit man die Wanderung fortsetzen kann muss die Reibung zwischen der verletzten Stelle und dem Schuh/Socke so gut wie möglich verringert werden.
5. (B)ites and Stings (Bisse und Stiche)
Wer innerhalb Deutschlands auf Wanderung geht, der wird maximal auf zwei giftige Schlangenarten, nämlich die Kreuzotter und die Aspisviper treffen. Der Biss ist für einen gesunden erwachsenen Menschen i.d.R. nicht tödlich. Anders sieht das natürlich aus, wenn man im Ausland wie z.B. Australien oder den USA ist. Hier sollte sich im Vorfeld informiert und Fachwissen angeignet werden. Die beste “Medizin” ist auch hier die “Vorsicht'” d.h., die Tiere nicht bedrängen, nicht in Löcher oder Kuhlen greifen, und entsprechendes Schuhwerk tragen. Kommt es dennoch zu einem Biss oder Stich eines giftigen Tieres ist nachfolgendes zu empfehlen:
- Versucht so weit es geht Ruhe zu bewahren. Es ist möglich, dass es sich beim Biss um einen trockenen Biss handelt, also kein Gift abgegeben wurde. Aufregung und hoher Puls führen zur schnelleren Verteilung des Gifts im Körper.
- Um Sekundärverletzungen zu vermeiden legt euch auf den Boden.
- Nun müsst ihr an dem “gebissene Körperteil” eine Druckimmobilisation mit einer elastischen Bande durchführen.
Ein Foto von dem Tier kann den Ärzten helfen, dass Tier und das Gift zu identifizieren um die richtigen Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
(C)oretemperatur-Control (Kerntemperatur-management)
Die Aufrechterhaltung unserer optimalen “Betriebstemperatur” ist elementar für jeden der sich der Natur und seinen Elementen aussetzen möchte. Fehlende oder falsch ausgewählte Kleidung können zu Unterkühlungen führen. Dabei sind Unterkühlungen keine Erscheinungen einer Expedition in die Berge. Die Durchschnittstemperatur in Deutschland liegt bei ca. 10,4 Grad Celsius. Unter ungünstigen Umständen z.B. einer kühlen Sommernacht mit nasser Kleidung und entsprechendem Wind (Windchill), ist die Wahrscheinlichkeit groß zu unterkühlen. Sind die verschiedenen Stadien der Unterkühlung nicht bekannt und werden keine Gegenmaßnahmen eingeleitet kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen.
Notfall-Biwaksack Klassische Rettungsdecke
Zusammenfassung
Wer draußen unterwegs ist, der soll die Natur genießen. Ein jeder sollte für sich und auch für andere sich Gedanken machen was draußen passieren könnte. Mit den 5 B’s +1C habt ihr einen Großteil an typischen Verletzungmuster die Outdoor auftreten können abgedeckt. Je nach Sportart z.B. Kletterer, Kanufahrer, Bergsteiger, Jäger, Bushcrafter etc. sollte noch einmal die typischen Verletzungsmuster der Sportart oder des Hobby überdacht werden.
Bitte denkt daran das es zwar gut ist, wenn man entsprechende Ausrüstung dabei hat. Das alleine reicht jedoch nicht aus, schon gar nicht in einer Notsituation bei der alle Beteiligten unter enormen Stress stehen. Trainiert mit eurer Ausrüstung regelmäßig. Ihr solltet auch eine entsprechendes Training absolvieren.
Für mich persönlich ist die Outdoor-Erste-Hilfe zu einer kleinen Passion neben meiner Naturinteresse geworden da ich mit diesem Wissen nicht nur mir helfen kann sondern auch meiner Familie und anderen Menschen und das nicht nur Outdoor, sondern auch im Alltag.
Online-Kurs: Outdoor-Erste-Hilfe
Wollt ihr mehr über Outdoor-Erste-Hilfe erfahren? Lernen :
- welche Ausrüstung ihr für eure Outdoor-Tour mitnehmen solltet und warum?
- wie mit der Ausrüstung richtig umzugehen ist?
- wie man Ausrüstungsgegenstände improvisieren kann?
- wie improvisierte Tragesysteme für die Bergung von Verletzten gebaut werden?
Dann empfehle ich euch meinen Online Outdoor-Erste-Hilfe Kurs. Zugegen, der Kurs ersetzt kein offizielles Training und Zertifikat, eignet sich jedoch optimal, um sich auf die typischen Verletzungsmuster die Outdoor auftreten können vorzubereiten.
Möchtet ihr meine Outdoor-Erste-Hilfe List erhalten? Trag euch hier ein und ihr erhaltet sofort einen Link um die Liste runterladen zu können