Die Umsetzung der häuslichen Krisenvorsorge erfordert eine gute Planung, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten abgestimmt ist. Es gibt keinen für allen und jeden allgemeingültigen Krisenvorsorgeplan. Bevor ihr auch nur die Erste Dose Ravioli, die erste Tüte Reis oder den ersten Ausrüstungsgegenstand kauft, beginnt ihr mit einer sachlich nüchternen Risikoanalyse.
Inhaltsverzeichnis
Nehmt auch bitte Abstand von den „All-Inclusive“ Krisenvorsorgepaketen. Die meisten Ausrüstungsgegenstände haben die allermeisten Anbieter nie selbst getestet oder auch nur ansatzweise Erfahrung im Überlebenstraining oder der realistischen häuslichen Krisenvorsorge. Prüft es gerne selber. Schaut euch die einzelnen Produkte aus dem Angebot an und schaut euch den aktuellen Einzelpreis an. Wenn ihr die Gegenstände einzeln kaufen würdet, liegt ihr nicht selten deutlich unterm dem Preis des „Komplett-Angebots“.
Mit den folgenden Schritten können Sie eine solide Grundlage schaffen, um in Notsituationen gut vorbereitet zu sein.
Individuelle Risikoanalyse
Um die Krisen- und Notfallvorsorge von Anfang an zielgerichtet angehen und umsetzen zu können ist es bereits im Vorfeld, bevor sich anfangen, notwendig sich erst einmal unaufgeregt und in Ruhe Gedanken zu machen, welche Risiken es Ihrer Meinung und in ihrem Umfeld gibt, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit ist, dass das Risiko auch tatsächlich eintritt und wie stark die Auswirkungen für Sie sind.
Warum tue ich das? Es macht wenig Sinn, wenn jemand viel Zeit in die Vorbereitung auf Hochwasser, sprich Überschwemmung oder einem möglichen Erdbeben einbringt, wer er gar nicht in einem solchen Gebiet wohnt d.h., dass die Eintrittswahrscheinlichkeit sehr gering ist. Hier würden Ressourcen (finanziell und zeitlich) regelrecht verschwendet, für andere mögliche Risiken, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit viel höher sind wie z.B. ein Stromausfall. Das klingt gerade sehr nach „Management“. Im Grunde genommen ist es das auch, nur dass wir keinen Einfluss durch unsere Vorbereitungen auf die Eintrittswahrscheinlichkeit nehmen können, sondern uns auf die möglichen Auswirkungen und dessen Reduzierung konzentrieren und einwirken.
Notfallkommunikationsplan
In vielen möglichen Szenarien ist eine Störung der für uns gewohnten Kommunikationswege denkbar. Sei es, dass diese z.B. durch einen Stromausfall ausfallen oder wegen Überlastung zusammenbrechen.
Die Kommunikation mittels Telefon, Handy oder Internet fällt aus. Telefonnetzbetreiber werden zum Beispiel nur wenige Stunden mit Notstrom versorgt, bei Telefonnetzbetreibern mit Voice-over-IP ist direkt bei Stromausfall Schluss. Ein Handy hat bei Stromausfall vielleicht nur noch für wenige Stunden oder Tage Strom. Handynummer und Adresse sind heutzutage nicht mehr im Kopf sondern auf einem mobilen Endgerät abgespeichert.
Bei einem lokalen Stromausfall wäre es noch möglich in ein anderes Gebiet zu gehen und von dort mittels eines Anrufs sich mit seinen Liebsten in Verbindung zu setzten und ihnen mitzuteilen, dass es einen gut geht oder man Hilfe benötigt, vorausgesetzt man kennt die Kontaktnummer der Personen.
Das Vorhandensein eines Notfallkommunikationsplan ist für jede Notfall- und Krisensituation eine wichtige Voraussetzung, um im Vorfeld eine Möglichkeit zu schaffen, mit seinen Liebsten in Verbindung treten und bleiben zu können.
Neben den privaten bzw. familiären Kontakten empfiehlt es sich auch, weitere wichtige Telefonnummer und Adressen zu notieren wie z.B. der Giftnotrufzentrale, dem Haus- und Facharzt, nahegelegene Krankenhäuser, dem Tierarzt uvm..
Ausrüstung für die Kernprobleme der häuslichen Krisenvorsorge
Die Zusammenstellung eines Notfallsets oder die Anschaffung von geeigneter Ausrüstung für die häusliche Krisenvorsorge stellen nicht wenige vor eine Herausforderung. Wer eine Internetsuchmaschine nutzt und nach Notfall- oder Krisenvorsorge recherchiert der kommt leider recht schnell auf Seiten, die einen die scheinbar „perfekten“ und „vollständigen“ Krisenpakete verkaufen.
Hier ist darauf zu achten, dass diese oftmals recht „teuer sind“ und ggf. nicht jeder Ausrüstungsgegenstand benötigt. Wir haben zuvor gelernt zu bewerten, welches Risiko am Wahrscheinlichsten ist, dass es eintritt und sind zudem die Auswirkungen durchgegangen und haben festgelegt was wir brauchen.
Auf diese individuellen Risiken und Auswirkungen können sie sich nun vorbereiten d.h. sie müssen keine Vorbereitungen für Hochwasser oder einem Chemieunfall treffen, wenn in ihrem Umkreis dieses Risiko entweder gar nicht gegeben ist oder die Eintrittswahrscheinlichkeit bei unwahrscheinlich liegt. Somit sparen sie wichtige Ressourcen und können sich effektiv auf ihre individuellen Risiken vorbereiten.
Wenn Sie nach Krisen im Internet recherchieren erhält man ein scheinbar unendliche Mengen an Informationen, welche Krisen schon bereits morgen eintreten wird. Viele fühlen sich schnell in dieser Situation unwohl, was nicht selten dazu führt, dass das Thema „leider“ nicht weiterverfolgt wird oder panisch Sachen gekauft werden, die im Nachgang gar nicht nötig gewesen wären. Das führt wiederum auch schnell zu Demotivation.
Was brauche ich überhaupt? Das was ich im häuslichen Umfeld brauche unterscheidet sich nicht von den grundlegenden Überlebensprioritäten in der Natur mit:
Trinkwasser – Wassermenge und Wasserbedarf
In einigen Literaturen wird ein durchschnittlicher Wasserbedarf an reinem Trinkwasser von 2,0 – 2,5 Litern pro Person pro Tag angegeben. Dieser Wert ist natürlich nur pauschal zu betrachten, mit dem man aber dennoch ganz gut rechnen kann. Zu dem reinen Trinkwasser kommen noch einmal 2,0-2,5 Liter Trinkwasser täglich für die Zubereitung von Nahrung hinzu.
Ich möchte der Vollständigkeitshalber und Richtigkeit noch erwähnen, dass Faktoren wie:
- Körperliche Aktivität / Arbeit
- Außentemperatur
- Sowie der individuelle Organismus
Einen Einfluss, auf unseren Wasserbedarf hat.
Mit diesen Angaben können Sie sich recht einfach für ihren jeweiligen individuelle geplanten Krisendauer einen Wasservorrat anlegen. Auch beim Trinkwasservorrat sollte das minimale Ziel sein sich 14-Tage autark mit Trinkwasser versorgen zu können.
Beispiel: Wasservorrat für 4 Personen für 14 Tage zur Trinkwasservorsorge und Nahrungszubereitung!
Lagerung von Wasser
Bevor ihr euren Trinkwasservorrat aufbaut, überlegt wie ihr dies umsetzten wollt, auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Möglichkeit 1: Es werden Wasserflaschen (PET oder Glas) eingelagert. Dieses Wasser ist, solange die Flasche nicht geöffnet wurde steril und es kann darüber hinaus auch zur Hygiene, zur Nahrungsaufbereitung oder zur Wundreinigung genutzt werden.
Es ist darüber hinaus lange haltbar auch über das angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum lange trinkbar.
Anmerkung: Plastik-Falschen sind vielleicht nicht so empfindlich und gehen nicht so leicht zu bruch, sind nicht so schwer sowie i.d.R. kostengünstiger in der Beschaffung. Auf der anderen Seite können sie jedoch mit der Zeit undicht werden.
Glasflaschen sind deutlich teurer und auch schwerer können zudem auch leichter kaputt gehen da Glas zerbrechlich ist.
Möglichkeit 2: Wer geeignete Kanister, Fässer oder Wassersäcke hat, der kann auch Leitungswasser in diese Füllen und die Behältnisse einlagern. Hier besteht die Herausforderung, dass diese Methode nicht komplett steril ist und es zur Verkeimung kommen kann. Wer das Wasser trinken, zur Hygiene oder Nahrungszubereitung nutzen möchte, der muss dieses Wasser entsprechen behandeln.
Entweder nutzt man dazu Chlor und Silberionen, um das Wasser für ca. 6 Monate haltbar zu machen oder das unbehandelte Wasser wird mit anderen Methoden wie einem Wasserfilter oder durch abkochen so aufbereitet, dass es trinkbar wird.
Nahrung
Wir sind es gewohnt das jeden Tag frisches Obst, Gemüse, Fleisch in ausreichender Menge in jedem Supermarkt zur Verfügung steht. Betrachtet man, dass viele Lebensmittel davon nicht aus Deutschland kommen d.h. importiert sind, werden wir schnell verstehen, dass dahinter eine „Leistungsfähige“ Logistik steckt. „Just-in-time“
Zudem hat das Thema Selbstversorgung in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Zum einem, weil es nicht mehr nötig ist und zum anderen haben viele gar nicht mehr die Größe an Gärten, um z.B. ein Gemüsebeet anlegen zu können.
Kommt es dann zu Störungen in der Lieferkette durch ein Notfall- oder Krisenereignis sind Hamsterkäufe eine menschliche Reaktion.
Bevor an die Bevorratung gegangen wird sollten folgende Punkte berücksichtig werden:
- Ein durchschnittlicher Erwachsene braucht ca. 1.500 – 2.500 Kalorien pro Tag. Dieser Wert ist nur als Richtwert zu sehen, da der tatsächliche Grundverbrauch abhängig ist vom eigenen Stoffwechsel und dem Aktivitätsgrad
- Für wie lange möchten Sie Vorräte anlegen. Ich empfehle hier wieder einen minimalen Zeitraum von 14-Tagen
- Bedenken Sie bei den Lebensmitteln, dass sie ggf. keine Kochmöglichkeit haben in Abhängigkeit der Bevorratung. Reis oder Nudeln brauchen viel Wasser für die Zubereitung, Instant-Gerichte dagegen weniger und die Ravioli aus der Dose kann zur Not auch kalt gegessen werden.
- Wasser wird nicht nur zur Trinkwasserversorgung benötigt, sondern auch für das Kochen und für die Hygiene
- Achten Sie bei der Bevorratung, dass die Lebensmittel keine Kühlung benötigen. Fällt der Strom aus müssen diese Lebensmittelinnerhalb sehr kurzer Zeit aufgebraucht werden, wogegen Konserven und andere Lebensmittel ohne Kühlung sehr lange haltbar sind.
Überlegen Sie sich zudem im Vorfeld für wie viele Personen sie ein Notvorrat anlegen wollen und ob diätetische Bedürfnisse, Lebensmittelallergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten berücksichtig werden müssen. Wenn Babys oder Kleinkinder im Haushalt leben muss auch die entsprechende Babynahrung in ausreichender Menge vorhanden sein. Das Gleiche gilt für die Haustiere ausreichend Tiernahrung und Wasser für mindestens 14 Tage einzuplanen.
Weiter ist zu empfehlen die natürlichen Essgewohnheiten bzw. Geschmäcker zu berücksichtigen. Kaufen und Lagern sie das ein was sie oder ihre Familie im Alltag gewöhnlich essen. Bevorraten sie nichts was sie nicht essen.
Sehen Sie ein solches Lager auch als Vorteil. Mir hat es schon oft geholfen, um beim Einkauf vergessene Lebensmittel dennoch für das Gericht vorrätig zu haben.
Die Lagerung dient damit auch dazu, zeit- und saisonunabhängig sich mit Lebensmittel zu versorgen. Richtiges einlagern hilft zudem Lebensmittel vor Verderb zu schützen.
Bitte bleiben Sie bei der Bevorratung positiv und optimistisch und Lagern sie auch Genussmittel wie Schokolade oder Kekse oder auch Kaffee ein. Diese Genussmittel führen dazu das die Stimmung gelockert wird. Ein Stück Schokolade wird auch schnell Kindern ein Lächeln wieder ins Gesicht bringen und ablenken.
Ein guter Einstieg für die individuelle Berechnung der notwendigen Mengen ist der „Vorratskalkulator des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“.
Wärmeerhalt
Die einfachste Form des Wärmeerhalts zu Hause und die auch kostengünstigste ist das Tragen von wärmender bzw. dicker Winter-Kleidung im Zwiebelschalenprinzip. Mit dieser Kleidung wird bei Notwendigkeit auch im Bett geschlafen. Wer einen Schlafsack hat, kann diesen auch mit ins Bett nehmen, um so den Wärmeerhalt sicherzustellen. Der ein oder andere hat vielleicht sogar Winter bzw. Ski-Kleidung zu Hause, die angezogen werden kann.
Bereits unsere Vorfahren sind mit dicker Kleidung ins Bett gegangen oder und oder haben, Hitzequelle/Wärmquelle mit ins Bett genommen. Das können wir heutzutage mit einer Wärmflasche oder einer Stahlflasche mit heißem Wasser die in Tüchern eingewickelt ist.
Für jede Person im Haushalt sollte vorgehalten werden
- Warme Kleidung (Wolle oder Funktionskleidung bestehend aus:
- 1-2 gute und wärmende Decken oder Schlafsack
- Regenkleidung
- Rettungsdecke
- Mütze
- Schal
- Zwei passende Schichten an Funktionsunterwäsche
- Wärmflasche oder Metallflasche
- Eine dünne und eine Dicke Wollsocke die übereinander getragen werden
- Einen Schlafsack
Licht
Ähnlich wie Wärme durch die Heizung ist auch das Licht beim Stromausfall direkt weg und nicht verfügbar.
Licht sorgt neben den offenkundigen, dass wir uns bei Dunkelheit orientieren bzw. sehen können auch dazu, dass wir uns wohl und sicher fühlen.
Taschenlampen und Kerzen wird wohl fast jeder in seinem Haushalt haben. Dies wird auch reichen um einen Stromausfall von nur wenigen Stunden auszuhalten. Für einen längeren Stromausfall jedoch nicht.
Bei einem Stromausfall gibt es verschiedene Möglichkeiten sich vorzubereiten, um Licht zu erzeugen.
In der heutigen Zeit sollten aus Sicherheitsgründen Systeme bevorzug werden ohne offenes Licht wie z.B. Kerzen oder Teelichter, da diese ständig bei Betrieb beobachtet werden müssen und die Gefahr recht groß ist, dass bei Unachtsamkeit ein Haus- bzw. Wohnungsbrand entsteht. Bei offenen Flammen muss auch hier eine ausreichende Frischluftzufuhr sichergestellt sein.
Zusammenfassung
Das 5 Pfeiler-Prinzip:
- Prävention: Wie vermeide ich Gefährdungen, wenn sie Auftreten
- Vorbereitung: Bereiten sie sich im Vorfeld auf mögliche Notfall- und Krisensituationen vor
- Abschwächung: Wie verringere ich die Auswirkungen von Notfall- und Krisensituationen z.B. Feuer, Hochwasser
- Reaktion: Was tue ich, wenn die Notfallsiuation oder Krisensituation eintritt?
- Erholen und Prüfen: Lerne aus den vergangenen Situationen und Verbessere dein Konzept. Dabei muss eine Notfallsituation nicht selbst erlebt worden sein. Auch das beobachten und Analysieren von Krisen in den Nachrichten kann dabei helfen Rückschlüsse für die eigenen Vorbereitung zu ziehen.